Auktion vom 20.8.2022: Skulpturen
Vasilij Jakovlevič Gračev (1831-1905) wurde als Bauernsohn in einer Kleinstadt bei Jaroslavl an der Wolga geboren. Seine erste kunsthandwerkliche Ausbildung erhält er in Sankt Petersburg in einer Werkstatt für Treibarbeiten bei V. Andreev. Danach geht er bei namhaften Silberschmiedemeistern in die Lehre, darunter I. S. Sazikov. Er schafft Wachsmodelle für herausragende Silberwerkstätten wie die von P. A. Ovčinnikov oder I. P. Chlebnikov. Im Jahr 1885 eröffnet Vasilij Gračev seine eigene Werkstatt in Sankt Petersburg und nimmt erfolgreich an Ausstellungen teil.
Motiv: Auf rundem Sockel gegebene Figur eines vermutlich bulgarischen Spähers, auf einem Felsvorsprung postiert, in der rechten Hand eine Pistole haltend, im Gürtel ein Messer. Gracev bezieht sich in seiner Skulptur auf den 1877/78 stattfindenden Russisch-türkischen Krieg, bei dem das Russische Kaiserreich auf der Seite der Serben und Bulgaren gegen die Türken kämpfte, wobei die Kampfhandlungen überwiegend in Bulgarien stattfanden.
Bronze, braun patiniert, um 1877/78. Am Sockel kyrillische Signatur des Künstlers «Лепъ. Грачевъ» sowie lateinischer Gießerei - Stempel „Fabr. C. F. Woerffel / St. Petersbourg“. Höhe: ca. 23 cm.
Die von der 1842 gegründeten Gießerei K. F Werfel’ ausgeführten Modelle Gračevs gelten als besonders qualitätvoll. Provenienz der vorliegenden Bronze: Süddeutscher Privatbesitz über zwei Generationen.
Heiliger Rochus, stehend, in unter der Brust gegürtetem Gewand und Umhang mit reicher Draperie, ein Engels-Kind zeigt die Pestwunde. Wohl Terracotta, 17. Jahrhundert. Detailliert gearbeitete Gesichtszüge und Locken. Alte Restaurierung, die ursprünglich rückseitig hohl gearbeitete Figur, wohl zur Stabilisierung und zur Befestigung einer Hänge - Vorrichtung gefüllt. Attribut des Pilgerstabes fehlt, der rechte Unterarm fragmentiert. Höhe: ca. 87 cm.
Ferdinand Frick: Kopparberg 1878 -1939 Sao Paulo. Schwedischer Bildhauer. Seine Motive sind vor allem in Bronze geschaffene Akte, daneben Arbeiter wie Schmiede, Bauern, auch Reiter u.a. Studium in Stockholm, Aufenthalte in Berlin und Paris. Seit 1913 dauerhaft in Sao Paulo lebend.
Vorliegend: Bronzeskulptur eines säenden Bauern mit Hut, das Saatgut in einer Schürze tragend. Gießerei Gladenbeck Berlin, wohl Anfang 20. Jahrhundert. Am Sockel signiert „Ferd. Frick.“ und rückseitig bezeichnet „AKT. GES. GLADENBECK. BERLIN. D 4736.“ Auf Steinsockel mit Widmungstafel: „Dem Schöpfer des Werks / zum 25 jährigen Jubiläum / in dankbarer Anerkennung / der Aufsichtsrat der Textilosewerke / und Kunstweberei Claviez Aktiengesellschaft / Adorf i. V.“.
Höhe Figur: ca. 47 cm, Stein - Sockel ca. 24 x 18 x 11 cm.
Lit.: Vollmer Bd. 2, S. 159.