Auktion vom 19.2.2022: Gemälde
William Beechey: Burford 1753 - 1839 London. Britischer Porträtmaler, insbesondere des englischen Adels und der Königsfamilie. Studium an der Royal Academy of Arts in London. Mitglied der Royal Academy und zum Ritter erhoben.
Motiv: Seitlich gegebenes Halbbildnis einer schwarzhaarigen jungen Adligen in schulterfreiem Kleid, ein Schoßhündchen haltend, das seine rechte Pfote auf den vom Kleid bedeckten linken Arm der Frau legt.
Öl auf Leinwand, unsigniert, doubliert, ca. 61 x 51 cm, in prunkvollem Rahmen (89 x 76 cm). Auf Messingschildchen bezeichnet „Sir William Beechey“. Retuschen insbesondere an der Frisur der Dame sowie am Kopffell des Hundes.
Lit.: W. Roberts, William Beechey, London 1907.
Oskar Mulley (1891 Klagenfurt - 1949 Garmisch-Partenkirchen): Landschafts- und Stilllebenmaler. 1909-10 Studium der Malerei in München, 1910-13 an der Wiener Akademie, bei Alois Delug und Rudolf Jettner, 1918-1934 tätig in Kufstein / Tirol, seit 1934 in Garmisch. Geprägt von dem Eindruck der Tiroler Bergwelt bildet die Gebirgslandschaft einen Schwerpunkt im Gesamtwerk Mulleys. Das Motiv des Bergmassivs gelangt häufig in Verbindung mit Architektur und Gewässer-Ansichten zur Darstellung.
Motiv: Weite Vorgebirgslandschaft mit einem im Vordergrund liegenden, von Bäumen, Schilf und Gras umwachsenen Teich bzw. Tümpel. Im Bildhintergrund eine Gebirgskette im Voralpenland, davor liegend ein Dorf an einem See.
Öl auf Holz/Platte, unten links signiert „Mulley“, 50 x 60 cm, in goldfarbenem dekorativem Rahmen. Das Gemälde entstammt der Spätphase des Künstlers, wohl um 1944.
Lit.: H. Ascherbauer, Oskar Mulley. Bilder der Berge, Schwarzach 2021; G. Moschig, Oskar Mulley, Schwarzach 1991; Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert, Bd. 6, hg. v. Horst Ludwig, München 1994, S. 108 -111; Benezit Bd. 10, S. 7; Thieme/Becker, Bd. 25, S. 260.
Gustav Prucha: Wien 1875 - 1952. Österreichischer Genremaler, insbesondere Winterlandschaften und Pferdekutschen, auch Blumenmärkte, Städteansichten, Trinkgelage, bäuerliche Motive. Studium an den Kunstakademien in Wien und in Prag, u.a. bei Hörwarter. Zahlreiche Studienaufenthalte in Osteuropa.
Motiv: Winterliche Fahrt zweier Frauen im Einspänner durch die tief verschneite Landschaft. In der einbrechenden Dämmerung ein ländliches Anwesen mit drei Personen.
Öl auf Leinwand, unten rechts signiert „Prucha“, ca. 68 x 56 cm, originaler stuckierter Rahmen (95 x 80 cm). Im oberen Bildteil einzelne Retuschen, insbesondere im linken Bildfeld (ca. 8 cm).
Lit.: Thieme/Becker Bd. 27, S. 430; Benezit Bd. 11, S. 279.
Bild - Zeugnisse Nürnberger Bürger des 18./19. Jahrhunderts in Miniatur. Fünf Bildnisminiaturen in hochwertigen vergoldeten Silber - Medaillons (geprüft) sowie eine ovale Deckeldose aus Metall mit dem Bildnis Johannes Beplers (1808). Dazu vier beigefügte Fotos von anderen Porträts der in Miniatur dargestellten Nürnberger Personen.
A) Bildnisminiatur wohl der Felicitas Lödel in jungen Jahren. Öl auf Silber, Höhe: ca. 4,5 cm. In besonders schönem aufklappbarem Medaillon mit Anhängeöse, Silber, vergoldet, mit aufwendiger Gravur, 18. Jahrhundert. Möglicherweise anlässlich der Verlobung oder Hochzeit der Felicitas Lödel erstellt. Auf der Schauseite des Medaillons Gravur zweier Tauben im Ewigkeits - Symbol einer sich in den Schwanz beißenden Schlange, umschrieben „Die Lieb behelt / ewig des Feld“, rückseitig Amorette mit Ring und Kleeblatt, Umschrift : „Die Trey besteht / Betrug vergeht“.
* Felicitas Lödel, mit ihrem Mann zusammen Inhaberin des Handelshauses Lödel in Nürnberg, früh verwitwet, Übergabe des Handelshauses an den Sohn. Nach dessen Tod 1776 Übergabe des Geschäfts an Johannes Bepler. 1777 Tod der Felicitas Lödel.
B) Weitere Bildnisminiatur der Felicitas Lödel in fortgeschrittenem Alter. Öl auf Silber, Höhe: ca. 4,5 cm. In aufklappbarem, vergoldetem Silbermedaillon mit Anhängeöse.
C) Bildnisminiatur des Johann Matthias Lödel (1698-1734), Öl auf Silber, Höhe: ca. 5 cm, in vergoldetem Silber - Medaillon zum Aufklappen mit Anhänge - Öse. Ehemann der Felicitas Lödel, Leiter des Handelshauses Lödel in Nürnberg.
D) Bildnisminiatur des Johannes Bepler, Öl auf Silber, Höhe: ca. 3,5 cm, in vergoldetem Silber - Medaillon zum Aufklappen mit Anhänge - Öse. Johannes Bepler (geb. 1719 in Wetzlar) führt seit 1776 das Handelshaus Lödel. Seine Tochter heiratet 1783 Paul Wolfgang Merkel.
E) Bildnisminiatur der Susanna Juliane Lucia Lödel (geb. 1714). Öl auf Silber, Höhe: ca. 3 cm. In vergoldetem Silber-Medaillon mit Anhängeöse.
F) Ovale Deckeldose aus Metall, schwarz lackiert, auf dem Deckel Kupferstich mit der Darstellung Johannes Beplers als Brustbildnis, gestochen von Georg Paul Nußbiegel (Nürnberg 1713-76) im Jahr 1808 nach einem Gemälde von C. Ludwig. Maße: ca. 14 x 12 cm. Altersspuren, Bereibungen.
GE4004 Melchior de Hondecoeter, "Hahn mit Henne und Küken" (Der Hühnerhof)
5000 Euro
Auktion vom 19.2.2022
Melchior de Hondecoeter: Niederländischer Stillleben- und Tiermaler, insbesondere Federvieh (Utrecht 1636- 1695 Amsterdam). Aufgewachsen in einer Malerfamilie, Neffe des Jan Baptist Weenix. 1659 bis 1663 in Den Haag ansässig und als Maler tätig, 1663 Heirat in Amsterdam, wo de Hondcoeter bis zu seinem Tod 1695 lebt und arbeitet. Neben exotischen Tieren, zum Beispiel Affen und Pfauen, malte de Hondecoeter überwiegend Federvieh - Motive und Jagdstillleben. Einen Werkschwerpunkt bilden seine Geflügelhöfe, in denen er verschiedne Hühner-Arten, Hähne, Enten und exotische Vögel versammelt. Eine Eigenart de Hondecoeters ist die vielfache Belebung seiner Geflügel-Bilder mit dramatischen, symbolisch aufgeladenen Szenen, etwa Kampfszenerien, die sich unter den Vögeln abspielen. Melchior de Hondecoeter gilt als bedeutender Meister der holländischen Geflügel-Malerei des 17. Jahrhunderts.
Motiv: Hühnerhof: Hahn, Hennen und Enten vor einer Mauer mit Leiter zum Hühnerstall. In vorliegendem Gemälde inszeniert der Maler keine Emotionen durch Kampfgeschehen, er verbirgt aber subtil ein narratives oder symbolisches Element in seinem Hühnerhof: am Boden liegen zwei Perlohrringe, die der Betrachter für sich deuten mag.
Öl auf Leinwand, doubliert, ca. 80 x 118,5 cm, mit Rahmen ca. 97 x 135 cm, Altersspuren, guter Gesamtzustand.
Rückseitig auf sehr altem Klebezettel mit Tinte schwer lesbar in insgesamt 10 Zeilen (mit etwa je 20 Buchstaben) in französischer Sprache von dritter Hand beschriftet: „Melchior de Hondekoeter / Le coq et la.....(?)“.
Mit einer schriftlichen Expertise von Dr. Klaus Ertz vom 30. Januar 2022.
Provenienz: Süddeutscher Adelsbesitz.
Lit.: E. Gemar-Koeltzsch, Holländische Stillebenmaler im 17. Jahrhundert, Luca Bild-Lexikon, Bd. I-III, Hrsg.: K. Ertz / Chr. Nitze-Ertz, Lingen 1995; Thieme/Becker, Bd. 17, S. 433 f; Benezit Bd. 7, S. 151 f.
Adrian Rappoldi: Berlin 1878 - 1948 Bamberg. Deutscher Violinist und Konzertmeister, Professor am Dresdner Konservatorium.
Motiv: Seitlich gegebenes Kopfbildnis des Violinisten Adrian Rappoldi, den Kopf leicht erhoben.
Kreidezeichnung/Kohle auf braunem Karton, links undeutlich signiert „J. Bruck....“(?), bezeichnet „Adrian Rappoldi“, datiert „1935“, ca. 48 x 33 cm, unter Glas gerahmt. Dabei ein Zeitungs - Ausschnitt über Rappoldi von 1927 sowie ein handschriftlicher Zettel vom 1. Oktober 1890, mit Nennung des Namens Rappoldi.
Festtags-Ikone Zentral-Russland, erste Hälfte 19. Jahrhundert. Holztafel, Kreidegrund, Eitempera, partiell Gold - Lasur. Im Mittelfeld die Oster - Darstellung mit Höllenfahrt und Auferstehung, umgeben von 12 Schilderungen von Feiertagen des orthodoxen Kirchenjahres: Geburt der Gottesmutter, Einführung Mariä in den Tempel, Verkündigung, Geburt Christi, Christus im Tempel, Taufe Christi, Einzug in Jerusalem, Verklärung Christi, Himmelfahrt Christi, Dreifaltigkeit, Kreuzerhöhung und Entschlafen der Gottesmutter. Kirchenslavische Bezeichnungen beschreiben das Geschehen. Sehr feine Malerei. Partiell Rissbildungen und kleine Randbestoßungen, Ausbesserungen am ockerfarbenen Rand. Ca. 36 x 30 cm. Aus süddeutscher Privatsammlung. Russland.
Russland, erste Hälfte 19. Jahrhundert. Holz, Levkas über Leinen, Eitempera, partiell goldfarben lasiert. Einteilige Holztafel, rückseitig ein Sponek. Darstellung der Gottesmutter „Unerwartete Freude“: In einem Interieur mit Kirchen - Fenster und Vorhang ein am Boden kniender, betender Sünder vor der Gottesmutter - Ikone Erlösung findend. Altkirchenslawische Bezeichnungen. Altersspuren, partiell kleine Beschädigungen, rückseitig alte Wurmfraßspuren. Ca. 27 x 22,5 cm.
*Icon showing the Mother of God „of unexpected Joy“, Russian, 19th century. Tempera on Levkas on canvas on wood panel. Minor damages, on the rear side old worm traces. Russland, Russia.
Walter Dettmann: Kolberg 1914 - 1974 Berlin. Deutscher Marinemaler, der Meeresstimmungen in reicher Variation inszenierte: Wellen, Schiffe, Fischer, Hafenansichten, auch Städteansichten.
Motiv: Unter wolkenverhangenem Himmel brechen sich die Wellen in kräftiger Gischt am Strand des aufgewühlten Meeres. Im Lichte der Dämmerung spiegelt sich das letzte Licht.
Öl auf Leinwand, unten links signiert „W. Dettmann“, 60 x 80 cm, stilvoller Rahmen.
Robert Eberle: Meersburg 1815 - 1860 Eberfing. Studium an der Münchner Kunstakademie. Tätig u. a. in den USA und in London. Deutscher Maler von romantisierenden Landschaften, diversen Haustieren, Genreszenen, Tierbildern, alpinen Landschaften. Auch Lithograph und Aquarellist.
Motiv: Ein Schäfer im Gespräch mit einer vorbeikommenden Feldarbeiterin. Hinter der Schar der Schafe im Hintergrund ein Bauer beim Pflügen des Ackers. Auf einer von dichtem Wald bestandenen Anhöhe eine idyllische Burg unter sommerlichem Himmel.
Öl auf Leinwand, unten links signiert und datiert „Rob. Eberle 1839“, ca. 31 x 41 cm, craqueliert, in goldfarbenem, wohl originalem Rahmen.