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GE4000 Walter Leistikow, Waldsee
9500 Euro
Auktion vom 20.3.2021
Walter Leistikow: Bromberg 1865-1908 Schlachtensee / Berlin.
Im Jahr 1883 beginnt Leistikow ein Studium an der Hochschule der bildenden Künste der Königlichen Akademie Berlin, die er jedoch bald schon wieder verlässt, um Privatunterricht bei Hermann Eschke und bei Hans Gude zu nehmen. Bei letzterem wird er Meisterschüler. Leistikows frühe Werke sind noch dem Naturalismus verhaftet. Er malt traditionelle Landschaften, überwiegend mit Personenstaffage. Bald beginnt ihn die Stimmung der Landschaft zu interessieren. Nicht mehr die realistische Wiedergabe der Natur, sondern die Ausstrahlung der Landschaft wird zum Thema seiner Malerei. Seine Landschaften verlieren an Details, zeigen eine Stilisierung zugunsten der Stimmungswirkung. Im Jahr 1892 wird Leistikow zu einem der führenden Gründungsmitglieder der Gruppe der XI, die sich gegen die Berliner Akademie und die von Wilhelm II. gesteuerte Kunstpolitik wendet. Die Mitglieder der XI verband die Auflehnung gegen eine staatlich gelenkte Auswahl der in den Akademieausstellungen gezeigten Kunstwerke und gegen die Ablehnung neuer, internationaler Tendenzen der Malerei. Die zunächst negative, später jedoch korrigierte Beurteilung des Werkes „Grunewaldsee“ (1895) von Walter Leistikow durch die Jury der großen Berliner Akademieausstellung wurde zur Initialzündung für die Gründung der Berliner Secession 1898. Die führenden Persönlichkeiten der Berliner Secession waren Leistikow und Max Liebermann. Die erste Secessions-Ausstellung fand bereits 1899 statt.
Drei Jahre lehrte Walter Leistikow an der Königlichen Kunstschule (1890-1893). In dieser Zeit verbrachte er die Sommermonate meist auf dem Land, in Friedrichshagen bei Berlin, wo er auf dem Landgut Gerhart Hauptmanns wohnte und von dort aus die märkische Landschaft erkundete, die zum Haupt-Motiv seiner Malerei wurde. Er unterhielt weiterhin freundschaftliche Kontakte zu den Dichtern Arno Holz und Max Halbe. Seine Landschaften zeigten um 1900 in ihrer Reduzierung die Einflüsse des in Paris gefeierten Japanischen Stils. Auch die Linearität und der Ornamentcharakter des Jugendstils wurden von Leistikow aufgenommen und in seinen Landschaftsmotiven des Märkischen Landes umgesetzt. Ein Jahr vor seinem frühen Tod erhielt er eine Professur an der Berliner Akademie.
Motiv: Ausschnitthafter Blick auf einen von Bäumen umstandenen Waldsee bei leicht rötlichem Dämmerlicht, das die Rinden der Kiefern an der rechten Uferseite sowie deren Spiegelungen auf der Wasseroberfläche stimmungsvoll färbt. Im Vordergrund drei nach oben hin beschnittene Laubbäume.
Öl auf Leinwand, unten rechts signiert „W. Leistikow.“, 65 x 88 cm, Rahmen 80 x 143 cm. Originaler, unrestaurierter Zustand. Altersspuren, unten mittig horizontale Leinwandverletzung (ca. 8 cm), partiell mehrere kleine Farbabplatzungen. Rückseitig auf dem Keilrahmen in blauem Buntstift handschriftlich die Ziffern „# 732“ sowie „4534“. Weiterhin „Bretschneider“ und „Leistikow“ in altdeutscher Schrift. Mit Bleistift handschriftlicher Vermerk „Herrn Walter Leistikow“. Den Vermerken nach wurde das Gemälde offensichtlich in einer Ausstellung der Kunsthandlung Bretschneider / Leipzig (gegr. 1906) gezeigt.
Der Katalog zur Ausstellung „Stimmungslandschaften. Gemälde von Walter Leistikow (1865 -1908)“ des Bröhan- Museums Berlin im Jahr 2008 geht in einem Beitrag von Reimar F. Lacher über „Leistikows Motivwelt“ auf vorliegendes Gemälde ein. Lacher schreibt: „Eine der prägnantesten Ausprägungen dieses Motivs (sc. Märkische Seen) ist derzeit nur in einer Schwarz-Weiss Abbildung greifbar“. Die Bildbezeichnung zum entsprechenden Foto lautet: „Walter Leistikow, Waldsee, um 1895, Verbleib unbekannt, Abb. Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv“ (s. S. 78/79, Abb. 5). Diese Lücke kann nun geschlossen werden.
Provenienz: Das Gemälde befindet sich in der dritten Generation im gleichen Familienbesitz.
Lit.: Thieme / Becker, Bd. 22, S. 599 ff; Wirth I., Berliner Malerei im 19. Jahrhundert, Berlin 1990, S. 448 f. und 476 - 480. Becker, I. (Hg.), Stimmungslandschaften. Gemälde Walter Leistikows (1865-1908), München / Berlin 2008.